Zu guter Letzt werden alle in die Kantine geleitet. Zur Tafel an der Fensterfront mit der Aussicht auf die Obstplantagen. Zuvor hatten sie die Grußworte des Aufsichtsratsvorsitzenden gehört. Anschließend führte sie der Personalleiter durch die Produktionshallen und die Verkaufsausstellung. Und der bittet sie nun, Platz zu nehmen. Hilft dabei dem einen oder anderen. Da ein Stock, der beim Einschieben der Stühle hindert, dort ein Mantel, den er zur Garderobe bringt. Dann beginnen die Kantinenmitarbeiter Platten mit Kuchenstückchen aufzutragen, Kaffee oder Tee auszuschenken. Ist schließlich alles gerichtet, nickt der Personalleiter. Wie in jedem Jahr klappern Kuchengabeln über Mehrzweckteller, klirren Edelstahllöffel in Keramiktassen mit dem Unternehmenslogo. Doch der Personalleiter isst nicht. Stattdessen lauscht er den Gesprächen der Ehemaligen. Der, der sich seinen Kuchen in kleine Stücke teilt, schwärmt, wie er damals das Unternehmen auf seine Kernkompetenzen konzentrierte. Der Dicke gegenüber ergänzt, er habe später das Unternehmen an den Lieferketten ausgerichtet. Für das nächste Jahr, denkt der Personalleiter, muss er sich unbedingt die Namen der ehemaligen Manager einprägen.
Einige Stühle weiter wird über Controlling debattiert. Kennzahlen schwirren zwischen einem Großgewachsenen, dessen zitternde Hände auf Parkinson deuten, und einer braungebrannten Glatze über das Kaffeegeschirr. Der erste beharrt auf Excel, der zweit verweist auf die von ihm eingeführte Unternehmenssoftware. An der Stirnseite der Tafel hadern ein Knollennasiger und einer, dessen Toupet verrutscht ist, über die Vorteile zentralisierter Vertriebsansätze. Daneben droht ein Streit zu entbrennen, ob Kontinuierliche Verbesserungsprozesse oder Kaizen geeignetere Werkzeuge zur Mitarbeitereinbindung seien. Der Personalleiter schlichtet salomonisch und rutscht anschließend einige Plätze weiter. «Haben Sie bemerkt », fragt der mit dem Menjou-Bärtchen, «haben Sie bemerkt, wie freundlich mich die Mitarbeiter grüßten?» Doch sein Gegenüber scheint ein wenig schwerhörig zu sein, sodass das Bärtchen den Satz wiederholen muss. Und erheblich lauter hinzufügt, ein Mitarbeiter hätte ihm zugeflüstert, mit ihm als Chef sei vieles besser gewesen. An der Tafel wird es ruhig. Nur der Schwerhörige hat immer noch nicht verstanden. Worauf der Knollennasige wiederholt: «Walter, die Mitarbeiter meinen, wir ehemaligen Manager hätten den Laden besser beherrscht!» Die Runde gickelt ein Altmännerkichern und der Schwerhörige setzt zu einem Satz an, der mit «damals» beginnt. In diesem Moment erscheint ein Mitarbeiter des Wachschutzes: Die Taxis sind da. Die Taxis, die die ehemaligen Manager zurück in ihren Seniorenstift und ihre altersgerechten Villen bringen werden. Schon erhebt sich der Glatzköpfige: «Na dann, bis zum nächsten Jahr.» Ja, denkt der Personalleiter, bis zum nächsten Jahr.