Früher hieß Achim Joachim. Joachim Wundmüller, um genau zu sein. Nun heißt Achim George, George Wondermiller. Wondermiller, findet er, passt viel besser zu George als Wundmüller zu Joachim. Oder auch Achim. Allein wegen dem Klang. Dem phonetischen Wunderwerk, welches eine simple Aneinanderreihung von Konsonanten und Vokalen in einen dynamischen Urschrei wandelt. Won-der-mil-ler! George! Und natürlich wegen seines neuen Titels. Denn George, der früher als Joachim Abteilungsleiter war, ist nun „Head of“. „Head of Something“. Seit zwei Monaten. Seit die Berater im Haus waren. Die keiner verstand, da sie nur Englisch sprachen. Return on Investment, Break-even und Shipment. Improvement, Advertisement und Opportunities.

Aber George strengte sich an. Im unbewussten Sprechen einer Sprache. Was auch als „Xenoglossie“ bezeichnet wird. Eben der Begriff, der im Wörterbuch gleich hinter „Xenogamie“, also der Fremdbestäubung folgt. Und die Consultants taten, als würden sie ihn verstehen. Weshalb der Senior Consultant ihn zum Abschluss des Business Reengineering and Turnaround Projects als „Head of“ vorschlug.

“George Wondermiller, Head of Something”. So steht es nun auf seiner Business Card. Die früher Visitenkarte genannt wurde. Und für seine Kollegen auch noch so heißt, da sie lediglich deren schnöde deutsche Namen ausweist. Gut, vielleicht hätte man bei denen „Foot of“ hinzufügen können. Aber Englisch ist für die untere hierarchische Ebene nicht vorgesehen. Und „Fuß des Controllings“ oder „Fuß der Entwicklung“ würde wohl nur zu Missverständnissen führen.

Arme Schweine eben. Mit denen er sich jetzt quälen muss. Denn das ist der Disadvantage, the Shadow Side eines „Head of“: Er muss die Poor Dogs führen. Weswegen sich George Wondermiller bemüht, in seinen Teammeetings möglichst viele englische Begriffe und Redewendungen zu nutzen. Und es ist Aufgabe des Staffs, ihn zu verstehen. Nur so haben sie die Opportunity, einmal „Head of“ zu werden. Nämlich dann, wenn er „Head of the Heads“ werden wird. Also spricht George über Leadership und Change, über Proposals und Outcomes, Contents and Requirements. Und schafft sich so die Möglichkeit, bei nicht erreichten Targets und Expectations auf die mangelnden sprachlichen Skills seiner Mitarbeiter verweisen zu können. Shift the blame – nur so, da ist sich George Wondermiller sicher, nur so, wird er „Head of the Heads“ werden können.

Der dann, wenn es so weit sein wird, wohl „Sensei“ heißt. Denn der nächste Change soll ein Lean-Projekt sein. Und darauf bereitet sich George vor. Indem er Japanisch lernt. Muda, Muri und Mura kennt er bereits, andere Worte sind noch ungewohnt für ihn.

Veränderung, findet Joachim, wenn er abends nach Hause geht, Veränderung ist eben nichts anderes, als sich immer wieder auf neue Entwicklungen einzustellen.