Nach Universitäten, öffentlich-rechtlichen Rundfunksendern und anderen aufs Gemeinwohl bedachten Institutionen hat der Wokeness-Hype nun auch die Unternehmen erreicht. Schon gibt sich das Marketing die Zielvorgabe, in jeder Unternehmenspublikation die Begriffe „nachhaltig“, „emissionsfrei“ und „Carbon-Footprint“ mindestens einmal zu verwenden. Dem möchte Corporate Communication nicht nachstehen und fräst sich durch die Verlautbarung des schwarzen Bretts, um auch das letzte generische Maskulinum durch gendergerechte Formulierungen wie „Mitarbeitende“ und „Kolleg*Innen“ zu ersetzen. Bilder aus dem Unternehmen müssen in Zukunft paritätisch dunkel-, gelb- und weißhäutige Menschen zeigen. Die Abbildung von Menschen mit Sonnenbrand wird aus Gründen der Cultural Appropriation abgelehnt. Selbst der Betriebsrat erwägt, das praktizierte Wahlverfahren um eine Quote für die bekannten und noch zu entdeckenden sozialen Geschlechter zu erweitern. So wokt es hin und her und wehe dem Kantinenpersonal, welches es wagt, jüdische Hühnersuppe, Zigeunerschnitzel oder Negerküsse anzubieten.

Natürlich, die Unternehmen sind ihre eigenen Damen und Herren. Da enthält sich jeder, dem Toleranz und Selbstbestimmung wichtig ist, einer Einmischung. Allerdings vergessen die Unternehmenszentralen bei all dem sklavischen Gedöns um Diversität gern, wo das Geld für den woken Zauber herkommt. Denn das wird eben nicht im Headquarter erwirtschaftet. Stattdessen wurde die Wertschöpfung in indische Softwaredependenzen, baltische Konstruktionsabteilungen und rumänische Produktionswerke ausgelagert. Dort werden die smarten Servicelösungen und die qualitativ hochwertigen Produkte geschaffen, die, mit dem Stempel „Made in Germany“ versehen, das Geld in die Unternehmenskassen spülen. Ich glaube, es braucht keines Propheten, um vorherzusagen, dass sich indische Programmierer, baltische Ingenieure und rumänische Einrichter statt überbordender Diversität mehr Egalität erhoffen. Zumindest was die Arbeitsbedingungen und die Entlohnung betrifft.