Mitte Dezember wurden die Ergebnisse einer im Auftrag der Antidiskriminierungsstelle des Bundes durchgeführten Studie mit dem Titel „Ageismus – Altersbilder und Altersdiskriminierung in Deutschland“ vorgestellt. Demnach gaben etwa ein Drittel der 2000 Befragten an, dass ältere Menschen wichtige berufliche und gesellschaftliche Positionen zugunsten der jüngeren Generation aufgeben sollten. Mehr als die Hälfte meinten, dass ältere Personen nicht entscheidend zum gesellschaftlichen Fortschritt betrügen. 40% der Jüngeren fühlten sich durch die Älteren bei der Bewältigung des Klimawandels allein gelassen. Und nochmals 51% würden eine Regelung begrüßen, wonach politische Ämter nur bis zum 70. Lebensjahr ausgeübt werden dürfen.

Diese Ergebnisse führten zu einem Aufschrecken in den Medien. Es wurde von Vorurteilen und mangelnder Toleranz geschrieben. Von Fachkräftemangel und ungenügendem Vertrauen in die Kompetenzen Älterer. Manche Kommentatoren regten gar an, den Artikel 3 des Grundgesetzes um das Verbot der Altersdiskriminierung zu erweitern. Mich jedoch stimmen die Resultate der Studie vor allem traurig. Zum einen, da sie ein Bild der Jüngeren zeichnet, die ihren Weg in den Fußspuren der vorhergehenden Generation suchen. Die den Älteren hinterherlaufen und nicht in der Lage sind, ihren eigenen Kurs zu finden. Die demzufolge immer die breiten Schultern vor sich haben und sich daraufhin beschweren, sie würden ausgebremst. Zum anderen betrüben mich die Ergebnisse der Studie, da sie gleichermaßen die Säumnisse der Älteren spiegelt. Nämlich deren missratenen Bildungsbestrebungen, die sich in der Unfähigkeit der Jüngeren, ihren eigenen Weg zu wählen, ausweisen. All die bemühten Diskussionen um Freiheit und Selbstbestimmung, Kreativität und Entdeckergeist erscheinen angesichts der Ergebnisse der Studie als Makulatur.

Oscar Wilde schrieb, dass der Fortschritt durch Ungehorsam entsteht, durch Ungehorsam und Aufsässigkeit. Angesichts einer Jugend, die sich darüber beschwert, dass die Älteren sie nicht an die Futtertröge der Macht lassen, wird es mir persönlich um den Fortschritt bang.