Kommunikation im Unternehmen erfolgt in der Regel in Form von Appellen. Einer hat eine Meinung und drängt sie einem Zweiten auf. Im Zweifelsfall mittels empfängerorientierter Kommunikation, so dass der Sender sich sicher ist, der Empfänger habe das verstanden, was der Erste zu senden gedachte. Von „Du sollst das jetzt fertigstellen!“ über „Dazu bist du nicht befugt!“ bis „Dafür haben wir keine Ressourcen!“, folgt Appell auf Appell. Solange, bis die Lounge des Unternehmens einem Appellplatz gleicht. Und sollte der Appellierte mit eigener Meinung widersprechen, wird ein Konfliktmanagement bemüht. Welches davon ausgeht, dass bei zwei unterschiedlichen Meinungen höchstens eine richtig sein kann.
Leider ist uns bei all diesen Appellen, deren Notwendigkeit ich nicht bestreiten möchte, die Fähigkeit zum Dialog abhandengekommen. Diese Art von Kommunikation, bei der zwei oder mehrere Personen Einblick in ihre Meinungen geben und aus diesem Austausch eine tiefere Einsicht entsteht. Bei der die Beschränktheit der eigenen Position von allen Beteiligten akzeptiert wird und die Sichtweise der anderen zu einer Erweiterung des eigenen Horizonts führt. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere, dass ein solcher Dialog auch Lernen genannt wird. Ihm wohnt eine große Kraft inne. Er ermöglicht uns einerseits die Grenzen unserer Wahrnehmung auf vergangene und gegenwärtige Geschehnisse auszuweiten. Und er gestattet uns andererseits, die Zukunft, über die es nur Meinungen, kein gesichertes Wissen geben kann, zu gestalten. Indem wir ein gemeinsames Verständnis erlangen, uns einigen und daraus die Kraft für gemeinsame Handlung gewinnen. Ich finde es schade, dass wir trotz all der Dialogräume, die wir uns in den letzten Jahren in Form von Lernfabriken, Kreativ-Spaces oder Design Thinking Hubs geschaffen haben, den Dialog so selten nutzen. Ich finde es ärgerlich, dass wir uns kaum die Zeit nehmen, um anderen zuzuhören und deren Position wirklich zu verstehen. Und ich finde es grob fahrlässig, dass Großteile des Managements noch immer glauben, uns mit Apppellen auf eine volatile Zukunft einschwören zu können.