Es ist die Eigenart vieler Chefs, scheinbaren Müßiggang ihrer Mitarbeiter nicht zu ertragen. Jede Besprechung dünkt ihnen als erweiterte Kaffeepause, jede Diskussion als unnötige Laberei und jedes nachdenkliche Verharren als vorgezogene Feierabendträumerei. Aus diesem Grund tragen sie ein ganzes Repertoire möglicher Beschäftigungen in ihrem inneren Notizbüchlein. Das Bereinigen des Kundenstammes gehört ebenso dazu wie das Umräumen des Sortiments im Verkaufsraum, das Übertragen von Daten einer Tabelle in eine andere wie das allgegenwärtige Zählen von Schrauben und Unterlegscheiben anlässlich einer Inventur. Hauptsache, die Welt um sie herum bewegt sich. Manche Chefs kommen dafür gar auf Ideen, die Anschlaggeschwindigkeit des Mitarbeiters auf seiner Tastatur zu messen oder Statistiktools zur Erfassung von Anzahl, Dauer und Frequenz der Rauchpausen programmieren zu lassen.

Es ist die Welt des Inputs, dieses „mehr hilft mehr“, die diese Chefs treibt. Sie weichen auf Scheinparameter aus, da sie es nie gelernt haben, in Leistung für den Kunden und Output zu denken. Schritte per Arbeitstag, bearbeitete Datensätze pro Minute oder eben Anschläge pro Minute. Magnus Mills schrieb darüber vor Jahren die amüsante Parabel „Ganze Arbeit“. Sie handelt von einem Fuhrpark, der mit sogenannten UniVans Ersatzteile für UniVans von einem Depot zum anderen transportiert, wo sie dort von anderen UniVan-Fahrern abgeholt und zum nächsten Depot gebracht werden. Niemand braucht die Ersatzteile, es gibt weder Ab- noch Zugänge im Bestand. Hauptsache die Kennzahlen Qualität und Pünktlichkeit werden eingehalten.

Leider ist unsere Welt übervoll mit solchen Beschäftigungen. Wie viele Strategien werden entworfen, die niemals umgesetzt werden? Wie viele Kontrollen werden vorgenommen, ohne die Anomalien tatsächlich zu entdecken? Wie viele Daten werden ohne Verwendung angehäuft? Wie viele Meetings ergebnislos abgehalten? Immer steckt Aufwand dahinter. Also Beschäftigung. Nur eben keine Arbeit. Denn die verlangt Ergebnisse.

Ich denke, wir würden unseren Chefs einen großen Gefallen tun, wenn wir uns ihnen durch die Übernahme wahrer Arbeit für die Kunden entziehen. Sie müssten nicht mehr nach Beschäftigungsmöglichkeiten suchen und wir hätten endlich das Gefühl, tatsächlich Sinnvolles zu leisten.