Es lebte einmal in einer kleinen Stadt ein Schuster, der mehr Schuhe verkaufen als herstellen konnte. Da er aber von misstrauischer Natur war, beschloss er zwei Gesellen einzustellen und die Arbeit zwischen ihnen zu teilen. Dem einen wies er die Herstellung aller linken, dem anderen die Herstellung aller rechten Schuhe zu. Die Koordination, so dass aus zwei Schuhen ein Paar entstand, übernahm er selbst. Damit, war sich der Schuster sicher, würden die Gesellen niemals in das vollständige Geheimnis seines Handwerks eindringen.

Und tatsächlich, die Idee war erfolgreich. Schon bald musste der Schuster weitere Gesellen einstellen und die Arbeit nochmals teilen. In die Fertigung von Absätzen und Sohlen, den Zuschnitt des Oberleders und das Vernähen der Einzelteile. Immer getrennt in linke und rechte Schuhe. Später kamen zwei Schreiber zum Führen der Bücher hinzu, zwei Verkäufer, einer für den nördlichen und einer für den südlichen Teil der Stadt und zwei Stenotypistinnen zur Erledigung der Korrespondenz.

Als nach Jahren sein Sohn das Geschäft übernahm, war so aus dem Handwerksbetrieb ein kleines Unternehmen entstanden. Doch der Sohn mochte sich damit nicht zufriedengeben. Stattdessen trachtete es ihn nach Weiterentwicklung. Weshalb er sofort zwei Fabriken gründete. Die Linksschuh GmbH & Co KG und die Rechtsschuh OHG. Dem folgte die Paarschuh-Holding in der Rechtsform einer SE zur Koordination der Aktivitäten. Prompt wurden neue Funktionen notwendig: Planung und Steuerung, ein strategischer Einkauf zur Verknüpfung der operativen Einkaufsbereiche, weitere Verkäufer und zusätzliche Terminjäger, um zum Zeitpunkt des Verkaufs sowohl linke als auch rechte Schuhe anbieten zu können.

Und als schließlich der Sohn aufgrund eines Herzinfarktes frühzeitig verstarb, übernahm der Enkel des Schusters ein inzwischen recht mittelständisches, aber auch problembeladenes Unternehmen. Indem es immer schwieriger wurde, die linken und rechten Schuhe dem Kunden zeitgleich zur Verfügung zu stellen. Welches die Produktion von Winterschuhen bereits im Mai beendete, worauf es im Oktober mit Lieferengpässen zu kämpfen hatte. Dann wieder stieg die Zahl der Ladenhüter im neugeschaffenen Hochregallager und es fehlten Absätze, Nieten oder Schnürsenkel. Also beschloss der Enkel das Unternehmen zu reorganisieren. Dafür gründete er eine weitere Abteilung und nannte sie Business Excellence. Die führte als erstes eine neue Unternehmenssoftware ein und schwenkte später, als sich herausstellte, dass auch zwischen virtueller und realer Welt Defizite klaffen, zum Total Quality Management. Schließlich beauftragte der Chef des Business Excellence seine beiden neuen Unterabteilungsleiter einen Förderantrag bei der Wirtschaftsförderung der kleinen Stadt zu stellen. Es musste doch herauszufinden sein, wie aus einem linken und einem rechten Schuh ein Paar würde.