Tatsächlich wurde der Förderantrag der Paarschuh-Holding SE und der Linksschuh GmbH & Co.KG bewilligt, der von der Rechtsschuh OHG jedoch abgelehnt. Die Gründe dafür blieb im Unklaren, obwohl die Wirtschaftsförderung der kleinen Stadt in ihrem Bewilligungsbescheid schrieb, es sei im allgemeinen gesellschaftlichen Interesse herauszufinden, wie aus einem linken und einem rechten Schuh ein Paar würde. Vielleicht war ihnen die Rechtsschuh OHG zu rechts, vielleicht sah auch die Wirtschaftsförderung ihre eigene Mittelzuweisung gefährdet, da sich die Stadtverwaltung grade ein Demokratieprojekt aufgelegt hatte. Auf jeden Fall stellten die Paarschuh-Holding und die Linksschuh GmbH & Co KG unvermittelt neue Mitarbeiter ein. Immerhin gab es ein Budget, das es auszuschöpfen galt.

Kaum war die Tinte unter den befristeten Arbeitsverträgen getrocknet, lasen sich die neuen Mitarbeiter in die Förderbedingungen des Projekts WAZSEP (ein Akronym für „Wie aus zwei Schuhen ein Paar wird!“) ein. Es ging dabei um Gerechtigkeit und Antidiskriminierung, Transparenz und Stoffkreisläufe, die Nutzung regenerativer Energien und die Förderung des örtlichen Handballvereins. Anschließend nickten sie sich zu: Der letzte Punkt war einfach. Für alle anderen Vorgaben wurden jedoch Neueinstellungen notwendig. Denn wer sollte ansonsten die Kilowattstunden kontingentieren, für Diversität am Band zum Einritzen des Profils in die Sohlen sorgen und auf den Datenschutz beim Ausfüllen der wöchentlichen Yoga-Anmeldung achten? Also begannen die Paarschuh-Holding und die Linksschuh GmbH & Co KG Beauftragte einzustellen. Zwei für Energieeffizienz und zwei für Gleichstellung, zwei für Brandschutz, für Social Responsibility, für Lieferkettenschutz und für Gefahrstoffe.

So wuchsen die beiden Unternehmen, während die Rechtsschuh OHG eher kleiner blieb. Weshalb die Einstellung von Compliance-Beauftragten notwendig wurde. Denn die Produktmanager der Rechtsschuh OHG erwiesen sich als eher linke Gesellen und versuchten immer wieder mit unlauteren Mitteln für ihre überzähligen rechten Schuhe geeigneten Supplements zu requirieren. Es kam zu Fällen von Bestechung, Diebstahl oder gar Nötigung, die natürlich konsequent zu unterbinden waren. Ja, die CEO der Rechtsschuh OHG soll gar über eine eigene Fertigung von Linksschuhen geschwurbelt haben. Was selbstverständlich zu ihrer sofortigen Entlassung und ihrem Ersatz durch einen ambitionierter Jungmanager der Paarschuh SE führte. Der rief zugleich ein Innovationsteam zur Vermarktung einzelner rechter Schuhe ins Leben. Das, so hieß es später, diskutierte Ideen wie Schuhe für Einbeinige, Ersatzschuhe für Rechtsläufer und einseitige Ausstellungsstücke für die Vitrinen fetischliebende Neureicher.