Und es kam, wie es kommen musste. Die Linksschuh GmbH & Co.KG schob einen scheinbar stetig wachsenden Berg unerfüllter Aufträge vor sich her, die Rechtsschuh OHG konnte ihre rechten Schuhe nicht absetzen und die Paarschuh-Holding SE verzweifelte an der Frage, wie aus einem linken und einem rechten Schuh ein Paar werden könne. In Folge stiegen die Kosten auf die Höhe von Overknee-Stiefeln, die Umsätze dümpelten auf dem Niveau einer mittleren Plateausohle umher und die Gewinne bohrte sich unter die Nulllinie wie High Heels in einen morastigen Waldboden. Diese Situation, war sich der Urenkel des Unternehmensgründers, der sich inzwischen Vorstandsvorsitzender nannte, einig, verlangte ganze Männer. Männer mit Tatkraft und Mut, mit Initiative und Schneid. Die er sich auch sofort zu beweisen gedachte und die Produktion auslagerte. Die der linken Schuhe in den Osten des Kontinents und die der rechten in den Süden. Schon sanken die Herstellungskosten. Worauf sich der Urenkel gern beruhigt zurückgelehnt hätte. Wenn nicht die steigenden Kosten im Headquarter gewesen wären. Immer neue Stellenbedarfe flatterten auf seinen Schreibtisch. Für Expats zur Betreuung der Werke und für Buchhalter mit Erfahrungen im internationalen Steuerrecht. Für Im- und Exportspezialisten und für Speditionskaufleute. Für Kommissionierer zum Füllen der Kartons mit linken und rechten Schuhen und für Kraftfahrer zur Bewältigung des erheblich gestiegenen Transportaufkommens. Daran änderte auch das öffentliche Förderprojekt WAZSEP („Wie aus zwei Schuhen ein Paar wird!“) nichts. Im Gegenteil, es erwies sich als weit arbeitsintensiver als gedacht. Immerhin waren nun Sachberichte zu schreiben, Finanzberichte zu rechnen und die Prüfer beim Ausfüllen ihrer Prüfberichte zu überprüfen.

So grübelte der Urenkel an seinem Schreibtisch und vor dem Kamin, am Pool und umhüllt von Zigarrennebel, hinter dem Lenkrad seines Firmen-BMW und hinter den Steuerknüppeln seiner Firmen-Cessna. Erwog Just-in-Time oder vielleicht gar Just-in Sequence, erinnerte sich dann aber daran, dass er diese Ansätze bereits ausprobiert hatte. Schließlich fiel ihm KI ein. Mit feuchten Fingern tippte er „Wie werden aus einem linken und einem rechten Schuh ein Paar?“ in die Computertastatur. Tatsächlich, die KI antwortete in Sekundenbruchteilen: Ein linker und ein rechter Schuh werden zu einem Paar, wenn sie zueinander passen und gemeinsam getragen werden können, um beide Füße zu bedecken. Dies passiert auf den Ebenen symmetrische Ergänzung (Zusammen ergeben der linke und rechte Schuh ein vollständiges Set für die Füße.), Größe und Stil (Beide Schuhe sollten optisch zusammenpassen.) sowie Gebrauch (Schuhe werden immer paarweise getragen, da ein Schuh allein keine vollständige Funktion für den Träger bietet.). Vorsichtig schob der Urenkel des Schusters seinen Schreibtischstuhl zurück und blickte auf seine Füße. Dann nickte er. Ja, so könnte es passen.