Eine der fundamentalsten Eigenschaften des Managements besteht in der Bildung großer Zahlen. Doch anders als bei Anglern, denen die Länge ihrer Arme eine physiologische Grenze setzt, oder Pokerspielern, deren Bluffs einer physischen Ermüdung unterliegen, scheinen Manager keine Beschränkungen zu kennen. Da wird verdoppelt, verdreifacht und selbstverständlich gewachsen, solange es um Umsätze und Gewinne geht. Gleichzeitig aber auch halbiert, geviertelt oder sonst wie marginalisiert, wenn die Kosten im Fokus stehen. Genau diese Eigenschaft macht den Manager erst zum Manager. Der Traum vom Wachstum ohne Ende, von der totalen Markbeherrschung, von der sensationellen Expansion in neue Geschäftsfelder – da entweicht der feuchten Boxershorts schon mal ein rosarotes Wölkchen. Gelingt es dem Managerkandidaten nun noch seine Illusionen mit einigen halbwegs passenden Phrasen zu stützen, wofür sich aktuell Digitalisierung und Green New Deals anbieten, steht seiner Einstellung nichts im Weg. Mehr wäre auch nicht hilfreich, da es seine Managerkollegen eh nicht verstehen würden. Prompt stehen der frischernannte Manager und seine Illusionen ein paar Tage später im Objekt der Begierde. Gemeinsam mit den Claqueuren, die sich in jeder Organisation finden, da sie in Zukunft auch einmal Karriere machen möchten, beginnt er oder sie zu analysieren und zu dokumentieren, zu reportieren und zu strategieren. Natürlich werden seine Pläne nicht funktionieren, da sie den Realismus als wichtigste Ingredienz vergessen. Der dünkt ihm als altes, überkommenes Denken und holt ihn dennoch irgendwann ein. So räumt der heldenhafte Manager nach zwei oder fünf Jahren schweigend seinen Schreibtisch und ein paar Wochen später wird der Organisation ein neuer Chef verkündet. Mit neuen Illusionen und neuerlich großen Zahlen.

Wir sollten uns von diesen Zyklen nicht beeindrucken lassen. Erfahrene Mitarbeiter wissen um die Unsinnigkeit dieser Managementspiele. Sie registrieren die Machtwechsel und konzentrieren sich auf ihre Arbeit. Die ist viel zu wertvoll, als dass sie diese der Ernüchterung preisgeben. Die wahren Leidtragenden der großen Zahlen sind stattdessen die, die noch jedem Manager Beifall klatschten. Denn mit jedem neuen Manager beginnt ihre Anbiederung von vorn.