In diesen letzten Wochen vor dem Jahresende neigen Führungskräfte dazu uns besonders anzuspornen. Dort ist noch ein Auftrag zu holen und da noch eine Bestellung auszuliefern. Diese Kennzahl ist noch ein wenig nach oben zu korrigieren und die Bezahlung jener Rechnung kann in das nächste Jahr verschoben werden. So wird uns mal die Incentivemöhre vor der Nase geschwenkt und mal hören wir rhetorische Peitschen in unserem Rücken knallen. Ziele, Ergebnisse, Erfolge – das ist es, um was es in den Wochen vor Weihnachten vorrangig geht.

Leider verbirgt sich hinter dem vermeintlichen Engagement der Führungskräfte um die betrieblichen Kennzahlen oftmals nichts anderes als ihre Sorge um die Höhe der ihnen im Frühjahr auszuzahlenden Boni. So treiben sie in diesen Jahresendwochen ihre Mitarbeiter in Stress und Hektik. Und tolerieren zugleich deren Erschöpfungsloch im Januar. Dann sind ja wieder ein paar Monate Zeit bis zum nächsten Jahresende.

Das drängt die Frage auf, worin eigentlich die Wertschöpfung von Führungskräften besteht. Denn zur eigentlichen Wertschöpfung tragen sie nichts bei. Sie fräsen weder Ventilgehäuse noch lackieren sie Gehäuse für Waschmaschinen. Sie konstruieren keine Getriebe, entwerfen keine Programme für Steuerungen oder gestalten keine neuen Designs. All das machen sie nicht oder nur äußerst selten.

Stattdessen besteht die Wertschöpfung der Führungskräfte darin, für die konstante Wertschöpfung ihrer Mitarbeiter zu sorgen. Sie gestalten die Rahmenbedingungen für verschwendungsfreie bzw. verschwendungsarme Prozesse. So wie es den Führungskräften gelingt, den zu führenden Mitarbeitern optimale und gleichbleibende Arbeitsbedingungen zu schaffen, sind diese in der Lage ein Maximum an Wertschöpfung für den Kunden zu leisten. In einem gleichmäßigen Tempo, mit so geringen Störungen wie nur möglich und einer durchgängig hohen Qualität. Nur so wird Effizienz möglich. Alles andere ist Aktionismus.

Sollte Ihnen also Ihr Chef in den nächsten Wochen mit der dringenden Bitte um schneller und mehr begegnen, dann dürfen Sie davon ausgehen, dass der seine Aufgabe der Wertschöpfung nicht verstanden hat und ihn stattdessen die Angst um seinen Bonus treibt. Vielleicht nutzen Sie die Gelegenheit und beginnen in den ruhigeren Januarwochen mit ihm an seinem Verständnis von Wertschöpfung zu arbeiten.