Es gibt Veränderungen, die werden gemacht. Für uns, aber ohne uns. Denn wir sind die Objekte. Ähnlich dem Sideboard, da wir unsere Wohnung umräumen. Sollte es an der linken Seite des Raumes seinen Platz finden oder doch unter dem Fenster? Wäre es besser, dessen Beine abzusägen? Oder bieten wir es lieber auf einem dieser Kleinanzeigenportale zum Tausch gegen ein gebrauchtes Kellerregal an?

So in etwa dürfen wir uns die Veränderungen vorstellen, die für uns, aber dennoch ohne uns gemacht werden. Greise dynamische Managementpersönlichkeiten beugen sich über Organigramme und Prozesscharts, lassen noch dynamischere Managementnovizen einige Pfeile schieben. Weshalb zwei oder drei Kästchen zu löschen und ein paar Ovale hinzuzufügen sind. Fertig ist die Veränderung. Worauf wir an neue Arbeitsplätze mit neuen Aufgaben gewiesen werden und froh sein dürfen, nicht zu denen zu gehören, die in die Personalabteilung zum Gespräch über die Auflösung des Arbeitsvertrags gebeten werden.

Jeder von uns hat solche Situationen schon erlebt. Sie nennen sich Reorganisation oder Restrukturierung und finden spätestens dann statt, wenn ein neuer Geschäftsführer, ähnlich einer Bulldogge, die ihr Revier markieren möchte, sein Da-Sein zu bekunden bedenkt. Diese Veränderungen werden von Menschen gemacht, die selbst davon nicht betroffen sein werden. Sie sind in der Regel erschreckend eindimensional. Und sollten unsere Einwände bezüglich der zu erwartenden Konsequenzen zu laut in den Ohren der Gestalter dröhnen, wird das Change Management bemüht. Dieses Narkotikum, zu keinem anderen Zweck entwickelt als uns Einsicht in die vom Management zusammengeschraubte Veränderung zu injizieren, wandelte noch jedes erstarrte Gesicht in ein apathisches Grinsen.

Es gibt aber auch Veränderungen, die wir selbst vornehmen. Einfach, da wir die Unsinnigkeit bestimmter Abläufe erkennen, wir potenzielle Fehler erspüren oder uns der Aufwand im Verhältnis zur Leistung als unangemessen dünkt. Dann setzen wir uns mit den Kollegen zusammen, tüfteln ein wenig, probieren aus, korrigieren – so lange, bis jeder mit dem Ergebnis zufrieden ist.

Solche Veränderungen finden in der Regel geräuschlos statt. Sie erfordern kein Budget, keine Berater und schon gar kein Change Management. Sie sind jedoch wesentlich effizienter und nachhaltiger als all die oben beschriebene Kästchenschieberei. Lediglich einen einzigen Nachteil haben sie: Heldenhafte Manager kommen in ihr nicht vor.