Mitarbeiter dürfen gern klug und kooperativ, auch kreativ, kommunikativ und kritisch sein – das alles ist durchaus wünschenswert. Über dem steht jedoch die Tugend der Loyalität. In nahezu allen Anforderungsprofilen findet sich der Hinweis, dass der Arbeitnehmer sich loyal gegenüber seinem Arbeitgeber verhält. Dass er dessen Interessen vertritt und die ihm erteilten Anweisungen ausführt. Dass er das Ansehen seines Arbeitgebers wahrt und sein Wohlergehen mehrt.
Sollte der Mitarbeiter diese Loyalitätspflichten verletzen, stehen dem Unternehmen eine Reihe von Sanktionsmöglichkeiten zur Verfügung. Sie reichen von der Ermahnung bis zur fristlosen Kündigung. Selbst Arbeitsgerichte akzeptieren die Forderung nach Loyalität und urteilen im Fall einer Kündigungsschutzklage unter Verweis auf das zerrüttete Vertrauen mit dem Aufwiegen des Arbeitsvertrages durch eine Abfindung.
Loyalität ist jedoch keine eindimensionale Beziehung, sondern ein Vertrauensverhältnis. Es beruht auf gegenseitigen Versprechen und deren Einlösung. Was also, wenn der Arbeitgeber seine Loyalitätspflichten verletzt? Wenn sich die Arbeitsaufgabe für den Mitarbeiter als weit eintöniger als versprochen erweist? Wenn die Möglichkeiten zur Weiterentwicklung eingeschränkt werden oder die flexiblen Arbeitszeiten in einem Korsett der Anweisungen und Dokumentationspflichten erstarren? Dann bleibt dem Mitarbeiter nur, sich auf die Suche nach einem loyaleren Arbeitgeber zu begeben.
Leider verpassen viele Arbeitnehmer den richtigen Zeitpunkt dafür. Der Käfig um sie herum schimmert golden und der Frosch im Mitarbeiter empfindet das Wasser des auf der Flamme stehenden Topfes als noch gar nicht heiß. Bis es irgendwann zu spät ist. Der Mitarbeiter sich zu alt fühlt, monatliche Verbindlichkeiten zu bedienen hat oder Angst vor dem, was ihn woanders erwarten möge, verspürt. Dann erstarrt die Loyalität und verwandelt sich in Gehorsam und Untertänigkeit.
Eigentlich schade. Aus Leben wird so Pflicht, aus Chancen werden Risiken und aus Kompetenzen Erinnerungen. Von Zeit zu Zeit sollten wir so an den richtigen Zeitpunkt denken.