Einigen wird Macht im Unternehmen gegeben und vielen anderen bleibt sie verwehrt. Die Entscheidung darüber obliegt einer noch mächtigeren Stelle und ist selten rational nachzuvollziehen. Promotion, Körpergröße und Kommunikationsfähigkeit haben oftmals mehr Gewicht als Wissen, Kompetenz oder natürliche Führungsfähigkeit.

Doch sind die, denen die Macht vorenthalten wurde, dann machtlos? Vielleicht gar ohnmächtig, da sie ohne Macht blieben? Gut möglich, dass es im Sinne einer selbsterfüllenden Prophezeiung so kommt, wenn man sich dieser Vermutung unterwirft und sich entsprechend verhält: Zurückhaltend bis distanziert, vorsichtig bis ängstlich, ja manchmal auch botmäßig bis unterwürfig. So wird aus einer Annahme schnell Realität.

Natürlich, die Mächtigen können denen, die ohne Macht blieben, das Arbeitsleben schwer machen. Indem sie ihnen den Respekt verweigern, die Anerkennung ebenso. Sie gar schurigeln oder ignorieren. Schon ballt sich die Hand um das Pausenbrot: Guten Morgen, Herr Direktor! Wünsche einen schönen Abend, Frau Dr. CEO.

Es ist aber ebenso denkbar, dass wir uns diesen Glaubenssätzen verweigern und den Instrumenten der formal Mächtigen unsere eigenen Formen der Sanktion entgegensetzen. Denn Macht kann vor allem der beanspruchen, der macht. Durch seiner Hände Arbeit, durch dessen Ideen und Intuitionen entstehen die Leistungen, die das Unternehmen beim Kunden in Geld wandelt. Genau davon leben die formal Mächtigen.

Es ist also an uns, den Instrumenten des Anweisens, Belohnens und Bestrafens unsere eigenen Sanktionen entgegenzusetzen. Diese basieren auf Schläue, auf Finesse und platzieren die Interventionen direkt in die Mitte der dumpfen Anordnung. Ebenso, wie Till Eulenspiegel die Mächtigen seiner Zeit in die Schranken wies. Manchmal beim direkten Wort nehmend und manchmal das glitzernde Gewand über der hohlen Bedeutungslosigkeit lüftend.

Diese informellen Machtinstrumente umfassen die Expertise (Ich kann es, zeig mir, wenn du es besser kannst.) und die Seniorität (Ich helfe dir deinen Job gut zu machen.). Die Orientierung auf Wertschöpfung (Auf was kommt es im Unternehmen tatsächlich an?) und eben das Machen (Während Du noch zauderst, bin ich bereits beim Umsetzen.).

Sicher, der Einsatz solcher informeller Führungsinstrumente verlangt Courage und Mut. Doch der Gewinn ist hoch. Er besteht in der Einsicht der formell Mächtigen, dass wir alle Teile eines Systems sind und jedes davon für dessen Funktionsfähigkeit notwendig ist. Sollten sich jedoch die Mächtigen dieser Erkenntnis widersetzen, besteht noch immer die Möglichkeit das Unternehmen zu verlassen.