Wissen ist Macht, formulierte vor reichlich 400 Jahren der englische Philosoph Francis Bacon. Einige Jahrhunderte später erwiderte der Volksmund darauf: Nichts wissen macht auch nichts. Damit liegt Populi so richtig wie falsch zu gleich. Denn das Wissen, das man uns vorenthält und von dem sich die Eigner ihre Macht erhoffen, ist nichts anderes als vergangenes Wissen. Es wurde bereits erdacht und validiert. Nur mit der Verteilung stockt es, da sich die Wissenden als Mächtige fühlen und die Pipeline nach ihrem Gustos regulieren. Mal mehr und mal weniger, mal gänzlich geschlossen und mal mit vollem Durchsatz. Wer diesen Ausfluss aus den am Ende des Rohrnetzes befindlichen Konferenzsälen, Redaktionen und Beratungsunternehmen begierig aufsaugt, mag die Hoffnung haben, sich die Macht der Welt zu erschließen. Tatsächlich erwirbt er nur das, was ihm die Mächtigen zugestehen. Nicht das, was sie ihm verschweigen. So gesehen leistete sich Bacon in Bezug auf bereits bestehendes Wissen einen Denkfehler: In dem Fall ist nicht Wissen Macht, sondern das Reglementieren von Wissen.

Wissen wird jedoch dann zur Macht, wenn es um neues Wissen geht. Wenn Bestehendes neu gedacht und in veränderter Form praktiziert wird, wenn die Kombination von Bekanntem in neue Erkenntnisse mündet oder gänzlich neue Ansätze entstehen. Man nennt das Innovation und manchmal auch Disruption. In dem Fall irren wir, wenn wir lapidar abwinken: Nichts wissen macht auch nichts. Und vergeben uns die Chance, die gegenwärtig Mächtigen, deren Macht sich auf dem Wissen der Vergangenheit gründet, durch neues Wissen zu entmachten. Mögen sie hinter den Zinnen ihrer Bürotürme thronen, unsere Wege müssen nicht durch ihr Headquarter führen. Es gibt immer auch einen Weg daran vorbei, wir müssen ihn nur finden und einschlagen. Dann gewinnen wir die Chance, selbst zu Wissensmächtigen zu werden.

Und da wir aus der Vergangenheit gelernt haben, werden wir unsere Bibliotheken und Cloudspeicher nicht mit elektronischen Schlössern, 25-stelligen Passwörtern oder Multi-Faktor-Authentifizierung versehen, sondern unser Wissen für alle zugänglich halten. Denn wir wissen: Wissen ist das einzige, dass sich vermehrt, wenn wir es teilen.